Dienstag, 6. September 2016

Die Geburt

Am Dienstagnachmittag gegen 14:00 Uhr nahm ich das erste Mal bewusst war, dass es Wehen sein könnten, die mir das schmerzhafte Gefühl, alle 10 Minuten, im Unterleib bescherten. Als sich ca. eine Stunde später der Schleimpfropf löste, war ich ziemlich sicher und machte den Badewannentest.

Ich wollte auf keinen Fall zu zeitig ins Krankenhaus und so hielt ich nochmal Rücksprache mit meiner Hebamme. Sie meinte, wir sollten losfahren, wenn ich das Gefühl hätte es nicht mehr auszuhalten.

Der Blasensprung blieb leider aus und so musste ich mich tatsächlich auf mein Bauchgefühl verlassen. Zur Kreißsaalbesichtigung wurde uns damals gesagt, wenn die Wehen alle acht Minuten kämen, könnten wir bereits losfahren. Um 22:00 Uhr entschied ich, dass dies nun der Fall sei und wir machten uns auf dem Weg. Glücklicherweise war um diese Uhrzeit nicht mehr viel Verkehr auf der Autobahn und wir kamen ohne Stau an. Mittlerweile hatte sich der Wehenabstand auf 5-6 Minuten verkürzt und ich war guter Dinge, dass es nicht mehr lange dauern würde bis wir unseren Schatz in den Armen halten würden.

Zunächst stand eine Untersuchung und das CTG an, worauf die Ernüchterung folgte: Gebärmutterhals bei 1 cm und Muttermund bei 1-2 cm, Wehen noch nicht richtig stark, dafür wenigstens die Herztöne top. Auf meine Nachfrage, ob es aber wohl in den nächsten Stunden zur Geburt käme oder ob es sich noch um Tage handeln könnte, meinte die Ärztin, dass sie schon denkt, dass es eher Stunden wären. Ich glaube nur aufgrund unserer Vorgeschichte wurden wir nicht wieder nach Hause geschickt, sondern durften gegen halb eins ins Familienzimmer auf Station ziehen. Einen Cocktail gegen die Schmerzen lehnte ich ab, denn mein Motto war alles so weit wie möglich interventionsarm durchzustehen.

Im Zimmer angekommen legten wir uns hin um noch etwas zu ruhen. Mein Mann setzte das sogleich in die Tat um und schlief lautstark neben mir, während ich unter stärker werdenden Wehen alle 3 Minuten keuchte um die Schmerzen zu veratmen. Halb drei hielt ich es nicht mehr aus und klingelte nach der Schwester. Nach meinen Schilderungen meinte sie, es wäre nun Zeit für den Kreißsaal. Ich schnappte mir ein Handtuch, weckte meinen Mann und machte mich schon mal auf den Weg. Schließlich musste ich alle paar Meter anhalten und veratmen. Mein Mann würde mich also schnell einholen und wir kämen zusammen im Kreißsaal an, so der Plan. Als ich mittlerweile am Schwesternzimmer angekommen war, war mein Mann jedoch noch nicht zu sehen. Die Schwester meinte, ich solle nicht allein weiter gehen, ich wartete also und wartete. Nach einigen Minuten fragte eine zweite Schwester, ob sie mal nach ihm schauen solle. Ich versicherte ihnen, dass er schon käme, denn ich wusste ja, dass er manchmal etwas länger braucht. Irgendwann konnten sie mein Gekeuche nicht mehr mit ansehen und brachten mich in den Kreißsaal. Dort tauchte aus der anderen Richtung dann auch endlich der Papa in spe auf.

Ich bekam wieder das CTG. Wir schauten immer mal auf die Ausschläge, die nun deutlich größer waren und meine Zuversicht stieg. Allerdings nur für ein paar Minuten. Während im zweiten Kreißsaal eine Frau das ganze Krankenhaus zusammenquiekte, ergab eine erneute Untersuchung bei uns die zweite Ernüchterung: Gebärmutterhals verstrichen, Muttermund 2 cm, die Wehen laut Hebamme nur mäßig, die würden noch viel stärker, prophezeite sie.

Das konnte doch nicht sein, ich bin wirklich nicht schmerempfindlich, aber dass diese Schmerzen noch keine Wirkung zeigten, brachte mich ans Limit. Ich blieb noch etwas am CTG und dann sollte entschieden werden, ob ich eventuell nochmal auf das Zimmer zurück muss. Zur Überbrückung bekam ich eine Dosis Globuli. Angeblich sollten die den ganzen Prozess beschleunigen. Ebenso wie der Einlauf, den ich dankend annahm.

Wieviel Zeit daraufhin verging weiß ich nicht mehr. Ich denke es war nach 6:00 Uhr, als eine andere Hebamme nach mir schaute. Schichtwechsel. Sie fragte mich, ob sie nochmal untersuchen solle und tat es auch. Dann endlich ein Lichtblick: der Muttermund hatte sich auf 7 cm geöffnet. Daraufhin fragte sie mich, ob ich etwas gegen die Schmerzen haben wolle. Ich war total geschafft und vor allem Müde und so wich ich von meinem Vorsatz ab nichts nehmen zu wollen, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass es keine Auswirkungen auf das Kind hat. Kurze Zeit später bekam ich also eine Spritze in den Po. Zwar duselte ich zwischen den Wehen immer mal für eine Minute ein, die Schmerzen waren aber so stark wie zuvor auch. Fortan schien die Hebamme ständig präsent zu sein. Sie gab mir Atemanleitungen und entschied irgendwann, die Fruchtblase zu öffnen. Ich war heilfroh über diesen Schritt, da nun alles beschleunigt wurde und ich das Gefühl hatte, es ist jemand da, der sich um mich kümmert. Es gab zwischendurch noch eine weitere Dosis Globuli und diverse Duftöle wurden mir unter die Nase gehalten. Diese empfand ich als sehr angenehm und belebend. Die Wehenabstände hatte ich zu der Zeit nicht mehr im Blick, gefühlt waren sie ständig da.

Ich war erleichtert als es hieß, bei der nächsten Wehe dürfte ich pressen. Den Pressdrang, wie damals bei Henriettes Geburt verspürte ich nämlich nicht. Überhaupt fühlten sich die Wehen diesmal ganz anders an. Fortan presste ich jedenfalls was das Zeug hielt. Nur effektiv schien das nicht zu sein, weil ich nicht "weit genug unten" presste. Als ich den Bogen dann raus hatte waren jedoch die Wehen schwächer und kürzer geworden und es drohte der Wehentropf. Da ich den unbedingt vermeiden wollte, presste ich also auch weiter wenn die Wehe schon abgeklungen war. Der Tropf wurde von einer Hebammenschülerin zur Abschreckung nämlich schon neben mich gestellt. Mittlerweile war auch eine Gynäkologin hinzugekommen. Die Hebamme motivierte mich nach jedem Pressen, dass wieder ein Stück des Weges geschafft war. Sie war echt klasse und wie ich hinterher sah zurecht die leitende Hebamme des Krankenhauses.

Da die Wehen immer schwächer und ich zusehends kraftloser wurde, musste ich mit der nächsten Wehe die Geburt vollenden. Die Ärztin schob deshalb von oben mit, ich presste wie verrückt (mein Mann meinte, ich sei schon ganz blau im Gesicht gewesen vor Anstrengung) und die Hebamme setzte einen Dammschnitt (da es sonst noch viel länger gedauert hätte, bis der Kopf geboren worden wäre) und dann war der Kopf da. 9:17 Uhr - die Erleichterung war riesig. Ich glaube unsere Kleine hat sofort angefangen zu schreien. Kurz darauf kam auch der Rest des Körpers. Sie wurde kurz trocken gerieben (mir dauerte das viel zu lange und ich weiß noch, dass ich der Hebamme sagte ich würde sie auch blutig nehmen) und dann durfte ich sie mir selbst auf den Bauch legen.

Mein Mann hielt den Moment mit ein paar Fotos fest und wir genossen die Zeit zu dritt.

Bevor ich auf die Wochenbettstation verlegt wurde, habe ich mich noch bei meinen Geburtshelfern (einer Schülerin, der Hebamme und der Ärztin) dafür entschuldigt, dass ich so laut gewesen sei. Sie haben mich ganz erstaunt angeschaut und gemeint, dass man auf dem Flur vor dem Kreißsaal gar nicht gehört habe, dass dort eine Geburt stattfindet, so leise sei ich gewesen. Tja, so unterschiedlich sind die Empfindungen. :-)

1 Kommentar:

  1. Huiui, da hat es die Maus aber am Ende doch nochmal ein bisschen spannend gemacht. Schön, dass ihr um den Wehentropf herum gekommen seid, so wie du wolltest!

    Glg

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