Dienstag, 6. Oktober 2015

Ein spannungsgeladener Tag

Das war es gestern wahrlich. Mein Termin in der Kinderwunschklinik war für 11:00 Uhr vereinbart. Dann sollte er also losgehen, unser erster hormonstimulierter Zyklus. Bereits am Wochenende verspürte ich deswegen ein Kribbeln im Bauch und je näher der Termin rückte, umso stärker wurde es.

Ich war ganz pünktlich vor Ort und die Ärztin rief mich nach nur fünf Minuten Wartezeit auf. Als ich sie sah, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wie sie vor mir stand: mit weißer Hose, weißem Poloshirt, weißen Biolatschen und kunterbunten Ringel-Socken. Sie sah aus wie eine Mischung aus Pipi Langstrumpf und Pumuckel (wegen der Frisur).

Nachdem ich mein Fragenbüchlein durchgearbeitet hatte, führte Dr. Pipi noch eine Ultraschalluntersuchung durch, um auszuschließen, dass sich Zysten unserem Vorhaben in den Weg stellen. Es war alles paletti und so ging ich anschließend mit meinem Laufzettel zur Schwester, die mir das Rezept ausstellen und den Pen erklären sollte. Dann kam allerdings das große Erwachen. Als ich den Pen in seiner vollen Gestalt sah. Ahhh, da ist ja eine riesige Nadel dran, die ich selbst einstechen muss. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte, ich würde die Nadel nicht sehen und mich quasi im verdeckten Zustand perforieren. Ich verdrängte das Vorhaben erstmal, nahm noch eine Gebrauchsanleitung mit und wackelte zur Apotheke.

Dort die nächste Überraschung: "Haben sie eine Kühltasche dabei?" Ähm nö, gerade heute habe die mal daheim gelassen, ansonsten hat man sowas ja immer zur Hand... Das war aber kein Problem. Ich bekam ein Leihexemplar für fünf Euro Kaution. Und Alkoholtupfer gab mir die nette Dame auch noch mit. Daran hätte ich ansonsten mit keiner Silbe gedacht.

Nach 1,5 Stunden war mein kleiner Ausflug beendet und ich drudelte wieder auf Arbeit ein. Nun noch schnell die Hormone in den Kühlschrank und dann auf den Feierabend warten. Die nackte Packung wollte ich dem Kollegenkreis dann aber doch nicht präsentieren, schließlich weiß niemand von dem Unterfangen. Also wickelte ich sie in mein Brötchen-Papier vom ortsansässigen Bäcker ein und klebte das Päckchen fest mit Tesa zu. Clever, oder?

Ich nutze die Zeit und befrage meinen Freund Google zu Erfahrungsberichten mit Puregon und verspüre Zuversicht. Nun war ich motiviert alles ruhig anzugehen. Schließlich muss ich erstmal auf die richtige Dosis eingestellt werden und das Thema der übereilten ICSI war damit vom Tisch. Zumindest bis zum nächsten Stimmungsumschwung. :)

Abends halb zehn sollte es dann soweit sein. Etwas zittrig holte ich meine Spritzutensilien aus dem Kühlschrank und bastelte alles streng nach Anleitung zusammen. Dabei fiel mir direkt auf, dass ich zwar sieben Tage lang je 50 Einheiten spritzen soll, aber nur sechs Nadeln in der Packung mitgeliefert wurden. Das Problem kann auch später noch geklärt werden, dachte ich mir, schließlich muss ich das überhaupt erstmal hinbekommen. Ich als ich den Pen in der Hand hielt und auf die Stelle meines Körpers schaute, an der sich die beiden Materien treffen sollten, spürte ich direkt, dass ich mich dazu nicht würde überwinden können. Ich hatte keine Angst vor dem Pieks, aber der Gedanke etwas in mich hinein zu stechen war einfach gruselig. Zum Glück konnte ich meinen Mann überzeugen diesen Teil zu übernehmen und das obwohl er sich zunächst auch nicht vorstellen konnte das zu tun. Als die Nadel erstmal drin war, übergab er mir den Pen und ich erledigte das Abdrücken. 1A Teamwork also.

Mein Gemütszustand am heutigen Tag 1 nach Hormongabe (ZT 5) ist:

  • entspannt (meinen Mann wird es freuen, wenn ich heute Abend heim komme), 
  • zuversichtlich,
  • keine Anzeichen für Nebenwirkungen.
Mal sehen wie es weitergeht.

1 Kommentar: