Mittwoch, 24. Juni 2015

2. Schwangerschaft - Geburt

Der zweite Tag im Krankenhaus, es war Mittwochs, begann mit Frühstück. Wir bekam jedoch nichts runter. Die Hebammen redeten uns zwar gut zu und meinten, wir bräuchten Kraft aber mein Magen war wie zugeschnürt.

Wir durften dann in ein anderes Zimmer (Kreissaal) umziehen. Wir hatten das Glück von sehr mitfühlendem Krankenhauspersonal umgeben gewesen zu sein, so war es auch überhaupt kein Problem, dass mein Mann die Nächte mit im Zimmer verbrachte, Essen bekam und wir ein- und ausgehen konnten, wann wir wollten. Soweit das möglich war, wurde uns die traurige Situation damit erleichtert.

Das Wehenmittel hatte bisher noch keine Wirkung entfaltet und so bekam ich am Vormittag eine zweite Dosis.

Ich machte mir Gedanken, wie es nach der Geburt weitergehen würde. Recherchierte zum Thema Bestattungen und war einfach nur überfordert mit der Situation. Die Hebammen rieten, wir sollten uns jetzt noch keine Gedanken darüber machen, nach der Geburt bekämen wir alle Infos, die wir benötigten. Ich musste mich aber einfach damit beschäftigen. Ich fühlte mich so ausgeliefert... Für uns war schnell klar, dass wir unser Kind sehr würdevoll beerdigen wollen. Das blieb schließlich leider das Einzige, was wir noch tun konnten.

Nicht sicher waren wir uns jedoch, ob wir Henriette nach der Geburt sehen wöllten. Wir hatten keine Vorstellungen wie ein Kind in der Schwangerschaftswoche aussieht und wollten unsere Kleine so in Erinnerung behalten, wie wir sie in Gedanken sahen. Auch hatte ich Angst, dass mich die Trauer jedesmal übermannen würde, wenn ich unser Kind vor meinem geistigen Augen sehe und mein Mann war sich sicher, dass er das nicht verkraften könne. Zum Glück hatten wir eine ganz liebe Ärztin, die ich schon von meinem ersten Krankenhaushaufenthalt kannte. Sie und die Hebammen, mit denen wir darüber sprachen meinten, wir könnten das nach der Geburt in Ruhe entscheiden. Da wir aber so viel Zeit bis zur Geburt hatten, zerbrachen wir uns trotzdem ganz lange den Kopf darüber, wir wollten schon vorher alles überdacht haben, damit wir am Ende leichter eine Entscheidung fällen könnten. Irgendwann hatte ich für mich den Entschluss dafür dann auch gefasst. Zu groß waren meine Bedenken, dass ich es ansonsten später vielleicht bereue, mein Kind nicht gesehen zu haben und daran nichts mehr ändern könnte.

Die Ärzte rieten uns auch dazu, weil es besser für die Psyche sei und die Verarbeitung der ganzen Situation. Ein Kaiserschnitt wäre aufgrund meiner Angst vor Operationen nicht infrage gekommen und ich spürte auch, dass das nicht die Variante wäre. Die Nähe zu meinem Kind während der Geburt wollte ich auf jeden Fall erleben und dafür auch die Schmerzen auf mich nehmen. In meinen Augen war ich das unserem Kind auch irgendwie schuldig. Mir wurde bereits sehr zeitig Schmerzmittel angeboten, ich brauchte nur sagen, wenn ich etwas benötige. Ich wollte es aber so lange wie möglich ohne aushalten, schließlich hätte ich bei einer Lebendgeburt auch darauf verzichtet und ich wollte, dass alles so normal wie möglich verläuft.

Mein Körper war einfach noch nicht auf eine Geburt eingestellt und auch nicht darauf, unser Kind loszulassen. So zeigte das Wehenmittel wenig bis keine Wirkung. Die Hebammen hatten uns schon darauf vorbereitet, dass es einige Zeit bis zum Geburtsprozess dauern kann. Von Anfang an war für mich klar, dass ich eine natürliche Geburt wollte. Am Abend bekam ich eine weitere Dosis Wehenmittel.

In der Nacht zum Donnerstag merkte ich ein etwas stärkeres Ziehen im Unterleib und als ich am Morgen ins Bad ging war mir klar, dass an diesem Tag der Geburtstag unseres kleinen Würmchens sein würde. Nachdem ich mich in den Stunden zuvor etwas gefangen hatte (wahrscheinlich weil sich alles so hinzog), hat mich dieser Gedanke wieder sehr aus der Bahn geworfen. Ich musste weinen, da mir endgültig bewusst wurde, dass unsere Dreisamkeit ab diesem Tag vorbei sein würde. Nach zwei weiteren Wehenmittelgaben im Tagesverlauf war noch kein großer Fortschritt zu verzeichnen. Da sich meine Entzündungswerte verschlechtert hatten, musste ich nun Antibiotika nehmen. Es war ein schrecklicher Gedanke, dass sich mein Körper langsam gegen unser Kind zu wehren begann und ich versuchte ihn so schnell wie möglich zur Seite zu schieben, um keine Schuldgefühle aufkommen zu lassen.

Um 15:15 ging die Ärztin dazu über die Fruchtblase zu öffnen, damit die Geburt endlich voranschreiten könne. Sie merkte, dass wir nicht noch einen Tag im Kreissaal überstehen würden. Das Öffnen klappte nicht auf Anhieb, die Schutzhülle wollte unser Kind auch nicht so leicht loslassen. Letztlich hat es die Ärztin mit einiger Anstrengung geschafft und eine halbe Stunde später gingen die ersten ernsthaften Wehen los. Trotz guter Vorsätze konnte ich nicht ganz auf Schmerzmittel verzichten und dämmerte dadurch zeitweise vor mich hin. Die Hebamme wollte mir zur Beschleunigung einen Wehentropf geben, sobald die Schmerzmittel wirkten. Aber sie wurden immer schlimmer und ich begann zu zweifeln, ob ich es ohne PDA bis zum Ende schaffen könnte, wenn schon nach eineinhalb Stunden die Schmerzen so stark seien.

Die ganze Zeit war mein Mann an meiner Seite und hat versucht mich zu unterstützen, ich war aber nicht in der Lage seine Hilfe anzunehmen, mir war einfach alles zu viel. Vor allem die Hitze machte mir zu schaffen. Während der Wehen hatte ich Atemprobleme, da das im Geburtsvorbereitungskurs noch kein Thema war, wusste ich nicht damit umzugehen und hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen. Als ich dachte es geht nicht mehr ohne PDA holte mein Mann die Hebamme. Auch hatte ich seit vier/fünf Wehen das Gefühl pressen zu müssen, konnte aber nicht deuten in welchem Stadium der Geburt ich mich befinde. Die Hebamme untersuchte mich kurz und stellte fest, dass unser Kind nun schon komplett im Becken lag und bald geboren würde. Ich war froh, weil ich nun wusste, es waren nicht die Schmerzen im Anfangs- sondern im Endstadium die mich an meine Grenzen gebracht hatten. Ich wechselte in einer Wehenpause schnell vom Bett auf den Geburtsstuhl und es waren noch fünf/sechs Wehen nötig und schon war der Kopf geboren. Leider verlief alles, wie erwartet, ganz still und vier/fünf Wehen später war auch der restliche Körper unseres Würmchens da. Nach dem Blasensprung hatte es gerade einmal dreieinhalb Stunden gedauert und unsere Kleine hat es mir doch recht leicht gemacht.

Im Nachbarzimmer kümmerte sich die Hebamme dann erstmal um Henriette. Sie sagte uns, dass es ein ganz bezauberndes Kind sei und brachte sie uns in einem kleinen Körbchen. Darin lag sie so ruhig. Die Händchen übereinander gelegt, die Beinchen leicht angewinkelt und das Gesicht ganz entspannt, so als würde sie einfach nur schlafen. Es war ein sehr friedlicher Augenblick. Wenn ich ihn mir ins Gedächtnis rufe muss ich zwar immer weinen, aber ich bin sehr froh, dass ich ihn gemeinsam mit meinem Mann erlebt habe.

Die Ärzte konnten uns nicht sagen was zu dem plötzlichen Herzstillstand geführt hatte. Die Plazenta war völlig in Ordnung und auch ansonsten nichts Außergewöhnliches feststellbar. In den meisten Fällen würde sich die Ursache nicht herausfinden lassen, es sei den man entdecke nach der Geburt, dass sich beispielsweise die Nabelschnur um den Hals gewickelt oder einen Knoten hatte. Eine Obduktion wollten wir nicht durchführen lassen. Die Chance, dass dabei eine Ursache gefunden würde wäre wohl sehr gering gewesen und wir brachten es nicht übers Herz den schönen makellosen Körper unseres Kindes aufschneiden zu lassen. Wir verzichteten auch auf die Untersuchung auf einen Gendefekt, da dies wohl in dem Schwangerschaftsstadium ein sehr unwahrscheinlicher Auslöser sei und die Ärztin anhand des Äußeren unserer Tochter dies nahezu ausschließen würde.

Die letzte Nacht im Krankenhaus verbrachte ich gemeinsam mit meinem Mann in einem Zimmer auf Station, dort wo auch die Wöchnerinnen liegen. Zum Glück bekamen wir davon nicht allzu viel mit. Ich wäre am liebsten direkt heim gefahren, aber da ich Schmerzmittel bekommen hatte, wollte die Ärztin mich wenigstens bis zum nächsten Morgen noch dort behalten. Die Nacht war quälend lang, wir schliefen kaum und trauerten und fühlten uns schrecklich einsam.

Ganz schwer war es für mich nach der Entlassung das Krankenhaus zu verlassen. Ich hatte in meinem Kopf schon lange ein Bild, wie es hätte eigentlich sein sollen. Mein Mann hätte mich abgeholt und unser Kind in der Babyschale durch die Tür zum Auto getragen. Tatsächlich mussten wir aber allein gehen und Henriette zurücklassen.

Vom Krankenhaus bekamen wir eine CD mit Fotos und eine Karte mit den Hand- und Fußabdrücken unserer Tochter. Bisher haben wir es noch nicht geschafft diese anzuschauen, es beruhigt aber zu wissen, dass wir es könnten wenn wir wöllten. 

Dienstag, 23. Juni 2015

2. Schwangerschaft - 3. Trimester

Vor diesem Post graut es mich ein wenig, weil dann die ganzen unglücklichen Tage wieder hochkommen werden, aber heute raffe ich mich mal zum Schreiben des ersten Teils auf.

Das dritte Trimester begann mit der 29. Schwangerschaftswoche und dauerte bei mir leider nur bis 30+2, denn an diesem Tag hörte das Herz von Henriette auf zu schlagen.

Bis dahin war immer mächtig Tumult in meinem Bauch. Die kleine war ein richtiger Wirbelwind und ich hatte kaum einen Augenblick, in dem ich keine (starken) Tritte spürte. Dadurch hatte auch mein Mann die Gelegenheit unser Kind zu spüren und zu "sehen", da die Bewegungen auch von außen sichtbar waren. Doch immer, wenn mein Mann seine Hand oder seinen Kopf auf den Bauch legte und mit Henriette sprach, wurde es ganz plötzlich still. Er hatte eine wunderbar beruhigende Wirkung auf unser Kind. Wahrscheinlich war sie immer ganz gespannt und konzentrierte sich auf das, was sie von ihrem Papa dadurch mitbekam.

Da ich einen ziemlich langen Arbeitsweg habe, legte ich während der Fahrt zu der Zeit häufiger eine CD mit klassischer Musik ein. Auch das schien ihr zu gefallen und sie in den Schlaf zu wiegen. So konnte ich mich etwas besser auf die Autofahrt konzentrieren und zwischendurch mal verschnaufen.

Gegen Ende des zweiten Trimesters wurde ich langsam kribbelig und wollte die ersten Kindersachen kaufen. Mein Mann meinte, wir könnten das doch in Ruhe machen, wenn ich nicht mehr arbeiten ginge, aber an einem gemeinsamen Einkaufsnachmittag war die Gelegenheit günstig und wir streiften gemeinsam durch die Neugeborenenabteilung eines Klamottenladens. Eine ganze Kiste voll mit Mädchensachen hatten ich bereits von einer Freundin besorgt, aber ein paar Dinge fehlten in ausreichender Stückzahl und so kauften wir einige Teile ein.

Zu Matratzen, Bett und Autokindersitz hatte ich mich bereits im Internet informiert, aber zusammen mit allen anderen Sachen die wir noch benötigten sollte dies folgen, wenn mehr Ruhe dafür war.

Mittlerweile hatte ich mich auch bei BabyCare angemeldet. Dort bekommt man viele hilfreiche Informationen rund um das Thema Schwangerschaft. Unter anderem kann man seine Essgewohnheiten auf ausgewogene Ernährung analysieren lassen. Worauf ich es aber insbesondere abgesehen hatte, waren Teststreifen für den Vaginalen PH-Wert. Sollte ein ungünstiger Wert festgestellt werden, könnte man wohl Vorsorgen, um eine Frühgeburt zu verhindern. Ich habe die Streifen zwei oder drei Mal angewendet und es war immer alles im Normbereich. Wie bei allen anderen Tests, die wir haben durchführen lassen, auch. Mein Fazit im Nachhinein daraus: Es kann alles gut aussehen und am Ende hat Mutter Natur doch ein anderes Schicksal für uns und unser Kind vorgesehen. Vielleicht sollte man sich einfach relaxt zurücklehnen und die Dinge auf einen zukommen lassen, man kann vermutlich ohnehin nicht ändern was passieren soll und die ganzen medizinischen Möglichkeiten machen einen nur verrückt.

Am 17.3. (30+2) stand die erste Routineuntersuchung im dritten Trimester beim Gynäkologen an. Ich war regelmäßig alle 14 Tage dort und so auch an diesem Tag wieder gleich früh um 7:00 Uhr. Das ließ sich einfach am besten mit der Arbeit in Einklang bringen. [Mein Gott, wie fixiert ich immer auf die Arbeit war. Heute würde ich das nicht mehr so voranstellen...]
Zunächst wurde ich zum zweiten Mal ans CTG angeschlossen. Dadurch, dass die Kleine stets so wild durch den Bauch tobte war es teilweise etwas schwierig die Herztöne einzufangen. Wenn das Gerät sie aufzeichnen konnte, waren sie aber stets total in Ordnung und kräftig. Kräftig hatte ich mittlerweile auch an Gewicht zugelegt. Fast 10 kg konnte ich auf der Habenseite verbuchen. Die Ärztin besprach noch die aktuellen Werte mit mir und meinte so beiläufig, sie sei immer froh, wenn die Wochen 30 bis 32 geschafft seine, weil die nochmal kritisch werden könnten. Davon hatte ich noch nichts gehört und nahm den Satz einfach so hin. Vermutlich betraf er die Thematik Frühgeburten in diesem Zeitraum. Da bei mir/uns alles prima war, der Ultraschall zeigte einen starken Herzschlag, vereinbarte ich den nächsten Termin für den 28.3. und machte mich auf den Weg zur Arbeit.

Der Arbeitstag verlief ganz normal und ruhig. Auf dem Nachhauseweg (so gegen halb sieben am Abend) erschrak ich beim Abbiegen ziemlich stark, weil ich dachte ich hätte einen Fahrradfahrer übersehen. Das war aber zum Glück nur Fehlalarm und es war weit und breit niemand zu sehen. Trotzdem hatte ich in dem Moment einen richtigen Adrenalinstoß und mein Herz schlug ganz aufgeregt. Rückblickend betrachtet glaube ich, dass evt. in diesem Moment etwas mit Henriette passierte. Nicht weil ich erschrocken bin, sondern vielmehr war die Kausalität vermutlich umgekehrt. Aber das ist nur eine Vermutung, denn den Rest des Abends war es ganz ruhig in meinem Bauch. Ich nahm das an dem Tag gar nicht so wahr. Nur als ich abends im Bett lag, wunderte ich mich, dass ich keine Tritte spürte.

Am nächsten Morgen fuhr ich zur Arbeit und spürte immer noch nichts. Ich fand das langsam merkwürdig. Im Laufe des Vormittags versuchte ich Henriette dann mit kleinen Schubsern zu animieren, mir ein Zeichen zu geben. Es tat sich jedoch nichts. In der Mittagspause schlenderte ich durch die Stadt und dachte etwas leichtes gespürt zu haben. Tief in mir drin wusste ich aber, dass das nur eine Einbildung gewesen war. Ich wurde nun doch unruhig und bekam etwas Angst. Bei Recherchen im Internet las ich zwar, das ab der 30. Woche die Bewegungen weniger werden, weil auch der Platz nicht mehr so vorhanden ist, aber der gesunde Menschenverstand sagte mir, dass es bestimmt nicht so plötzlich der Fall sein könne. Um mir keine Vorwürfe machen zu müssen, falls doch etwas mit Henriette sei, beschloss ich eher Feierabend zu machen, um noch bei der Ärztin vorbeizuschauen. Zwar war ich erst gestern dort und wollte nicht als hysterische Schwangere erscheinen, aber sicher ist sicher.

Ich schilderte der Schwester was los war und sie schloss mich direkt ans CTG an. Meinen Mann hatte ich schon vorher informiert, dass etwas nicht stimmte und er traf bald darauf auch bei Frau Dr. S. ein. Ich wusste es direkt, als das CTG keine Herztöne fand... Die Schwester versuchte zwar noch mir gut zuzureden und war der Meinung ganz weit hinten etwas zu hören, mir war aber klar, dass das wenn überhaupt etwas anderes war, nur nicht der Herzschlag unserer Tochter. Es stellte sich direkt ein leichter Schockzustand bei mir ein. Nach einigen erfolglosen CTG-Versuchen wurde ich abgekabelt und kam ins Sprechzimmer. Die Ärztin setzte den Ultraschall an und wurde direkt kreidebleich. Sie suchte und suchte, konnte aber keinen Herzschlag finden. Sie teilte mir das auch gleich ganz berührt mit. Danach holte sie meinen Mann aus dem Wartezimmer und verkündete auch ihm die traurige Nachricht. Ich fühlte mich von diesem Zeitpunkt an wie in Trance. Ich konnte noch gar nicht weinen, alles zog nur so an mir vorbei.

Frau Dr. S. meinte, wir sollen ins Krankenhaus fahren, sie würde uns anmelden. Dort hätten sie bessere Geräte und vielleicht wäre ja doch noch ein leichtes Schlagen zu finden. Mir war aber klar, dass es keine Hoffnung darauf gebe.

Wir fuhren zunächst nach Hause und ich lief wie benommen durch die Wohnung. Ich duschte schnell und wollte ein paar Sachen zusammenpacken, war aber völlig überfordert, was ich denn mitnehmen müsse. Ich wollte aber auch nicht zu viel Zeit verstreichen lassen, vielleicht war Henriette ja doch noch zu retten. Mittlerweile brach bei mir die Trauer richtig durch. Ich konnte nicht glauben was uns (warum gerade uns?) gerade passiert war.

Wir fuhren in das Krankenhaus, in dem ich auch geplant hatte zu entbinden und wo wir uns die Räumlichkeiten bereits zu einem Vorbereitungsabend angeschaut hatten. Wir klingelten am Kreissaal, die Hebamme wusste bereits Bescheid und wer wir waren. Uns wurde der Vorbereitungsraum zum Warten angeboten und dann folgte eine weitere Untersuchung. Natürlich konnte auch das bessere Ultraschallgerät keinen Herzschlag finden und die Gewissheit wurde endgültig, die traurige Nachricht nochmal bestätigt. Mir krampfte es das Herz zusammen. Ich fühlte mich so hilflos, so machtlos. Die Ärztin sagte, wir könnten nochmal nach Hause fahren wenn wir wöllten und die Nacht im eignen Bett verbringen. Das wollte ich aber nicht, ich wusste ohnehin, dass ich nicht würde schlafen können und das Unvermeidliche noch weiter hinauszuzögern hätte ich nicht ertragen. Ich blieb also dort, im Vorbereitsungszimmer und bekam die erste Dosis Wehenmittel. Mein Mann fuhr nochmal schnell heim, um ein paar Dinge zu holen, an die wir nicht gedacht hatten. Ich versuchte mich derweil mit Fernsehen abzulenken, lag aber die ganze Zeit nur heulend im Bett. Es war eine der (seelisch) schmerzvollsten Nächte, die ich erlebte. Irgendwann kam mein Mann dann wieder und wir heulten beide mit kurzen leichten Schlafphasen, bis es wieder Morgen wurde.


Montag, 22. Juni 2015

2. Schwangerschaft - 2. Trimester

Das zweite Trimester verlief im Vergleich zum ersten komplikationslos. In den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen stellte Frau Dr. L. fest, dass sich unser Kind vorbildlich entwickelte. Gegen Ende des Jahres 2013 fragte sie mich, ob ich denn schon Tritte spüre. Ich war der Meinung, dass das nicht der Fall gewesen sei. Später stellte sich aber heraus, dass ich diese irrtümlich für Blähungen gehalten hatte, dabei handelte es sich um die Agilität unseres Kindes. Aber woher soll man denn auch bitte wissen, wie sich so zarte Tritte anfühlen? Frau Dr. L. beschrieb es als Gefühl, wie das Flattern von Schmetterlingen. Das konnte ich damals jedoch nicht bestätigen.

In der 19. SSW war endlich der Zeitpunkt gekommen, zu dem wir das Geschlecht unseres Kindes erfahren wollten. Meine Ärztin war ohnehin immer etwas kurz angebunden und der Ultraschall diesmal wieder schneller vorbei, als gedacht. Während des Anziehens nutzte ich eine ruhige Minute, um zu fragen, was es denn nun werde. Sie meinte nur, danach habe sie nicht geschaut. Na bravo, ich war echt enttäuscht. Der zweite Punkt auf meiner Agenda für diesen Tag war das Thema Zweittrimesterscreening. Ich hatte mich im Vorfeld intensiv damit auseinander gesetzt und wusste von einer Freundin, dass man es normalerweise privat bezahlen müsste, es sei denn man bekäme von seinem Gynäkologen einen Überweisung, dann übernehme es die Krankenkasse.

Da mir Frau Dr. L. immer wohl gesonnen war und aus meiner Sicht mit den Komplikationen im ersten Trimester ein hinreichender Anlass für das Screening vorlag, war ich frohen Mutes und fragte nach einer Überweisung. Ich hatte aber einen schlechten Tag erwischt und bekam eine pompte Abfuhr. Alle Versuche mittels Argumenten zu überzeugen fruchteten nicht und so ging ich einigermaßen aufgebracht wieder heim.

Ich erkundigte mich nochmal, wie es bei meiner Freundin gelaufen war und entschied einen zweiten Arzt (Herr Dr. V.) zu konsultieren. Dank guter Beziehungen zu seiner Sprechstundenhilfe bekam ich kurzfristig einen Termin. Der Arzt konnte meine Argumente nachvollziehen und nach einer ausführlichen Untersuchung hatte ich nicht nur den Überweisungsschein in der Hand, sondern kannte auch das Geschlecht.

Wir bekämen also ein Mädchen, ganz ohne Zweifel.

Zu meinem nächsten Besuch bei Frau Dr. L. stellte sich heraus, warum sie nur noch so halbherzig bei der Sache gewesen war. Sie ging Mitte Januar in den Ruhestand und übergab die Praxis an eine jüngere Kollegin. Wir kamen zwar immer gut miteinander aus und schwatzten über Urlaube, Literatur etc., aber ich war trotzdem froh, dass sich die neue Ärztin Frau Dr. S, deutlich intensiver um mich und die Schwangerschaft kümmerte.

Bei ihr fühlte ich mich bestens aufgehoben und bin im Nachhinein froh, dass es so gekommen ist. Ansonsten hätte ich mir bestimmt Vorwürfe gemacht, ob die Totgeburt vielleicht mit besserer Vorsorge hätte verhindert werden können. Ich kann jedem nur raten, den Arzt zu wechseln, wenn sich das Gefühl einschleicht nicht gut betreut zu werden.

Wir ließen im Übrigen sämtliche Zusatztests auf Toxoplasmose u.a. machen. Die bezahlten wir zwar alle privat, das war es uns aber Wert und wir waren stets froh wenn es wieder hieß es sei alles in bester Ordnung. Nur Eisen und Magnesium musste ich nach einiger Zeit der Schwangerschaft zuführen, da ich davon zu wenig hatte. Das ist aber völlig normal.

Das hart erkämpfte zweite Screening stand am 10.1.2014 an. Wir waren wieder in der Universitätsklinik und warteten diesmal Stunden lang, trotz Termins, bis wir endlich an der Reihe waren. Im Untersuchungsraum mussten wir auch noch Musik von Reinhard Mey ertragen, weil der behandelnde Arzt ihn so gern mochte und sogar mitsummte. Er war aber locker drauf, wir auch und am Ende lautete die Diagnose "alles in Ordnung". Die Organe sahen gut aus und waren normal entwickelt. Henriette hatte aber scheinbar genug von den Ultraschallwellen und so versteckte sie ihr Gesicht immer hinter einem Arm, wenn der Arzt ein schönes Bild für uns machen wollte. Auf Bilder waren wir aber sowieso nicht so erpicht, in 3D oder farbig schon gleich gar nicht. Wir freuten uns vielmehr unser Kind bald "live" in den Armen halten zu können.

Ab Ende Februar sah man mir die Schwangerschaft dann auch etwas deutlicher an. Bis dahin hielt sich das alles noch sehr in Grenzen. Nun passten mir aber einige Hosen nicht mehr und ich musste Anfang März immer mal eine Umstandshose tragen, da mir alles andere zu unbequem wurde.

Teilweise hatte ich leichte Kreislaufbeschwerden und Hitzewallungen. Da es auf Arbeit zu der Zeit recht ruhig war, konnte ich meine Füße unterm Schreibtisch auch mal hochlegen und das Fenster, dank Einzelbüro, trotz winterlicher Temperaturen öffnen. So war es alles in allem entspannt. Ich zählte trotzdem die Tage bis ich endlich daheim bleiben und mich um die ganzen Besorgungen für die Erstausstattung kümmern könnte. Am 25.3. sollte mein letzter Arbeitstag sein. Den 26. und 27. noch mit einem Seminar um die Runden bringen und ab 28. Urlaub mit anschließender Mutterschutzfrist. So war der Plan. Wie immer bei mir alles durchgetimt und aufeinander abgestimmt.

Sonntag, 21. Juni 2015

2. Schwangerschaft - Vorgeschichte und 1. Trimester

Nach der Eileiterschwangerschaft hatte ich in Abstimmung mit meinem Mann das Thema Kind erstmal auf Eis gelegt. Grund war eine berufliche Perspektive, die sich mir für 15 Monate ergab. Die Bedingung war jedoch, dass ich  bis zum 31.12.2013 dafür uneingeschränkt zur Verfügung stünde.

Zu der Zeit hatte ich noch keine Problematik darin gesehen für ein Jahr auszusetzen. Beim ersten Versuch hatte es bereits nach kurzer Zeit geklappt und so würden wir es einfach so timen, dass ich pünktlich ab 2014 in meine Auszeit einsteigen könnte. Rückblickend betrachtet erschreckt mich diese naive Vorgehensweise sehr und ich ärgere mich, dass ich den Beruf vor die Familie gestellt habe. Ich kann nur jedem davon abraten so zu entscheiden. Karrierechancen können sich zu jeder Zeit ergeben, dafür sollte man das Persönliche einfach nicht hinten an stellen. Rückgängig machen kann ich das leider nicht mehr, aber trotzdem könnte ich mich phasenweise dafür ohrfeigen.

Wir starteten also Anfang 2013, ich weiß nicht mehr wann genau, mit unserem Plan. Zunächst stellte sich kein Erfolg ein und nach einer Weile wurde es ein wenig belastend, sich nach der Zyklus-App zu richten. Als ich schon fast die Nerven verlor, hielt ich dann doch am 23.9. einen positiven Test in der Hand. Die Freude und die Erleichterung waren riesig. Vier Tage später hatte ich ohnehin einen Termin beim Frauenarzt und so passte das wunderbar.

Am 25.9. stellte ich direkt nach dem Aufstehen aber Blutungen fest und bekam sofort Panik. Also setzte ich meinen Mann ins Bild und machte mich gleich 7:00 Uhr auf zur Ärztin, die nur fünf Minuten entfernt ihre Praxis hatte. Die hielt mir erstmal eine Predigt, wann ich denn hätte kommen wollen, wenn ich es schon seit zwei Tagen wüsste. Als ich auf meinen "Ohnehin-Termin" hinwies, war sie aber besänftigt. Doch prompt erfolgte die zweite Standpauke, als ich ihre Frage nach GV in den letzten Tagen mit "ja, vor drei bis vier Tagen" beantwortete. Das könne wohl eine Ursache für Blutungen sein. Das soll nun jemand wissen; zumindest ich hatte davon keinen Schimmer.

Beim Ultraschall sah sie eine Fruchthöhle und leichte Ablösungen an der Schleimhaut, durch welche die Blutungen verursacht wurden. Ich bekam Utrogest und strikte Bettruhe verschrieben, sollte fortan in wöchentlichem Rhythmus wieder vorbei schauen und um Gottes Willen keinen GV in den nächsten Wochen haben.

Die ersten paar Tage daheim genoss ich noch die viele Freizeit. Da ich jedoch nur die nötigsten Wege erledigen durfte und ansonsten die Couch hütete, bekam ich nicht nur Rückenschmerzen, sondern auch große Langeweile. Körperlich plagte mich aber vor allem Appetitlosigkeit. Ich konnte nur noch ausgewählte Dinge essen und so gut wie nichts Riechen ohne, dass mir sofort übel wurde, auch wenn ich mich nie übergeben musste. Ich nahm somit bis zur 12. Woche zwei Kilo ab und war so schlank, wie (vermutlich) das letzte Mal mit 15 Jahren. Meine Haut im Gesicht war dafür besser als je zuvor, wahrscheinlich ein positiver Nebeneffekt des Utrogest.

Ansonsten entwickelte sich alles prima. Ich konnte nach der 12. Woche endlich wieder arbeiten gehen. Und hatte mich schon richtig danach gesehnt andere Gesichter zu sehen und mein Hirn anzustrengen. Ich bettelte förmlich darum. Die Ärztin meinte, medizinisch spreche nichts dagegen, aber die meisten würden sie eher wegen einer Berufsunfähigkeitsbescheinigung so anflehen wie ich, wieder auf Arbeit gehen zu wollen.

Aufgrund der strikten Bettruhe verschoben wir einen geplanten Städte-Wochenendtrip, den wir nach der 12. Woche nachholen konnten.

Am 22.11. stand das Ersttrimester-Screening an. Meine Ärztin hatte mir empfohlen es in der Uniklinik durchführen zu lassen (hinter wusste ich auch warum: ihr Sohn ist dort OA auf der Gyn). Ich war nervös und hatte deshalb etwas zu hohen Blutdruck. Grundsätzlich habe ich immer zu niedrigen und beim Arzt aufgrund der Aufregung damit normalen. Deshalb machte ich mir keine Gedanken deswegen. Das Screening zeigte einen ganz normalen Befund. Es war alles bestens. Irgendein Wert, ich weiß gar nicht mehr welcher, hatte den einer 16 Jährigen (ich war damals 31), also alles tutti paletti. Ich hatte nur ein erhöhtes theoretisches Risiko für zu hohen Blutdruck im späteren Schwangerschaftsverlauf.

Samstag, 20. Juni 2015

Eileiterschwangerschaft - Teil 2

Mein erster Morgen im Krankenbett zog sich hin und die drei Zimmernachbarn waren entweder schon das x-te Mal auf der Station und entsprechend abgeklärt oder der Meinung mir gut zureden zu müssen. Dafür bin ich leider nicht gemacht, ich habe in solchen Situationen lieber meine Ruhe.

Irgendwann kam dann die Visite und brachte Licht ins Dunkel der vergangenen Nacht. Es konnte wohl gerade noch eine Bluttransfusion verhindert werden, aber ich hatte eine Menge Flüssigkeit verloren. Der Minimalinvasive Eingriff sei komplikationslos verlaufen, nur drei kleine Schnitte (schon die waren für mich Horror), die ich bald gar nicht mehr wahrnehmen würde. Auch erfuhr ich, dass so ein Drainagebeutel völlig normal sei. Er müsse noch eine weile beibehalten werden, bevor er irgendwann gezogen werde.

So weit so gut, nun hieß es im Krankenhaus über die Runden kommen und die Tage absitzen. Immer wenn ich aufstehen sollte oder wollte, war das eine Tortur. Der Beutel und die Flexüle führten dazu, dass ich mich am liebsten gar nicht bewegen wollte, denn ich hatte Angst, dass diese Fremdkörper unangenehme Schmerzen verursachen. Zum Glück war ich nach 2 Tagen dann allein im Zimmer und musste auf niemanden mehr Rücksicht nehmen. Irgendwann, ich glaube so nach zwei bis drei Tagen war ich beide Fremdkörper dann aber los und drängte darauf heim zu kommen.

Mein Kreislauf war zwar noch etwas schwach, was mir das "auf den Füßen bleiben" erschwerte, aber rumliegen konnte ich auch daheim. Es stand also das Abschlussgespräch an. Mein Kreislauf war so lala und dann fing Frau Dr. auch noch an mir alle Details der OP zu erklären. Dazu muss man wissen, dass ich schon bei Erzählungen Fremder über deren Verletzungen Kreislaufprobleme bekomme. Ich konnte gerade noch verhindern, dass mir Fotos von der OP gezeigt werden und dachte nur "durchhalten", gleich muss es geschafft sein. Ich bekam aber bereits Schweißausbrüche und eine Fiepen im Ohr, außerdem wurde mir schwindelig. Die Ärztin verabschiede mich, ich stand auf und torgelte los. "Alles ok bei Ihnen?", hörte ich es noch rufen und antwortete ja, aber nun konnte ich die Fassade nicht mehr aufrecht erhalten und die Ärztin fing mich ab. Zack, wurde eine Schwester gerufen und ich hatte wieder eine Flexüle im Arm und einen Glukosetropf an mir dran. Bravo, dass hat ja gut geklappt, dachte ich. Meine Entlassung war damit passé und ich musste mindestens einen weiteren Tag bleiben.

Auf den zweiten Versuch am nächsten Tag bereitete ich mich besser vor. Meine Schwester versorgte mich mit Traubenzucker und ich trank und trank. Und ich hielt durch. So konnte mich mein Mann am Nachmittag mit Heim nehmen.

Hinsichtlich unserer weiteren Chancen auf Kinder bekamen wir die Informationen, dass der rechte Eileiter entfernt sei, aber sowohl beide Eierstöcke als auch der linke Eileiter sehr gut aussehen. Wir bräuchten mit der Kinderplanung nur so lange warten, bis ich mich wieder gut fühle, dann könnte es weiter gehen. Die Funktion des Eileiters sei medizinisch noch nicht abschließend geklärt. Es könnte wohl auch sein, dass der linke Eileiter sich das Ei vom rechten Eierstock abholt, aber so genau scheint das niemand erforscht zu haben. Da nicht abwechselnd im linken und rechten Eierstock ein Ei heranreift, kann man auch nicht sagen, dass man nur alle zwei Monate schwanger werden kann. Alles Dinge, mit denen ich mich noch nie beschäftigt hatte und die sich im Internet auch nur teilweise aufklären lassen, da es unterschiedliche Meinungen gibt. Mein Mann und ich waren aber weiter guten Mutes.

Aufgrund des hohen Blutverlustes schrieb mich meine Frauenärztin mehrere Wochen krank, doch sobald ich daheim war, ging es mir täglich besser. Nur das Ziehen der Fäden stellte nochmal eine Herausforderung dar. Bei Operationen und ihren Nacharbeiten bin ich einfach sehr wehleidig. Meine Frauenärztin meinte dann noch, dass wir nicht zu lange rumprobieren sollten. Falls es nach absehbarer Zeit nicht klappen würde, sollten wir ruhig frühzeitig vorbei kommen, um abklären zu können woran es liege.

Freitag, 19. Juni 2015

Eileiterschwangerschaft - Teil 1

März 2012: Es war ein ganz normaler Tag mit einer kleinen Frühstücksrunde auf Arbeit, als mir plötzlich schwindlig wurde. Ich verließ den Raum und wollte mich auf der Damen-Toilette etwas erfrischen. Mein Kreislauf war aber schon so weit am Boden, dass ich nur noch sitzen konnte und heftige Schweißausbrüche hatte. Getreu nach meiner Devise, sich nichts anmerken zu lassen, quälte ich mich irgendwann wieder hoch und bekam einen Schock, als ich mein fahles Gesicht im Spiegel sah. Wenn es mir bis heute Abend noch nicht besser geht, dachte ich mir, bleibe ich morgen daheim. Kurzum, es wurde nicht besser. Letztlich musste ich mich geschlagen geben und wurde von zwei meiner Mitarbeiterinnen nach Hause gefahren.

Mittlerweile hatte ich starke Bauchschmerzen und dachte, Mist es ist der Blinddarm. Ich schleppte mich umgehend zum Allgemeinarzt, der meinte, das könne schon sein. Falls es schlimmer wäre müsste ich mich aber ohnehin im Krankenhaus melden, Also schleppte ich mich wieder Heim. Meinem Mann hatte ich die Lage inzwischen per sms geschildert, der hing aber in einem Meeting fest und konnte nicht eher nach Hause kommen. So wälzte ich mich vor Schmerzen einige Stunden auf dem Sofa und konnte vor Schwäche nicht mehr aufstehen. Ich bin wirklich nicht schmerzempfindlich, aber das war die Hölle.

Als mein Mann dann eintraf, war es so schlimm, dass ich einwilligte ins Krankenhaus zu fahren. Einen Krankenwagen wollte ich nicht rufen, denn was sollten die Nachbarn denken und so viel Aufmerksamkeit mag ich nicht... So passten wir einen günstigen Moment ab zu dem meine Beine in der Lage waren mich bis zum Auto zu tragen. Während der Fahrt spürte ich jedes Schlagloch und musste dann noch einige Zeit vor der Notaufnahme warten, da es dort wie immer recht voll war.

Irgendwann bekam ich endlich einen Arzt zu Gesicht. Ich äußerte den Blinddarmverdacht, wurde aber auch nach einer möglichen Schwangerschaft befragt. Hm, ja meinte ich, theoretisch möglich, weil nicht verhütet, aber eigentlich hatte ich letztens noch meine Regelblutung.

Ganz genau kann ich mich an den weiteren Ablauf gar nicht mehr erinnern. Ich wurde jedenfalls auf die gynäkologische Station verlegt und nach einem Ultraschall hieß es, der gesamte Bauraum sei voller Blut, ich müsste unbedingt noch am selben Tag notoperiert werden.

Oh Gott dachte ich; Operation/Narkose/Krankenhaus, ich das erste Mal hier und dann gleich sowas. Schon das Setzen der Flexüle hatte mir zugesetzt und jetzt schneiden die mich auch noch auf. Hiiiilfe, die Panik war groß, ich konnte nur noch heulen vor Angst und die Beruhigungsmittel linderten den Umstand nur wenig.

Gegen 20 Uhr (glaube ich) wurde ich dann in den OP geschoben und wachte irgendwann in der Nacht, durch das grausam laute Schnarchen einer Bettnachbarin wieder auf. Ich erwartete Übelkeit, aber es war keine da. Super dachte ich, das war halb so schlimm. Komisch war nur, dass irgendetwas neben mit lag und ahhhhhh es hing ein Beutel verbunden mit einem Schlauch an mir dran.

Als ein Pfleger bemerkte, dass ich wach war und fragte wie es mir ginge und ob ich ob des Schnarchens lieber auf Station in mein Zimmer wolle, zeigte ich mich aber souverän und ließ mir nichts von der Beutelpanik anmerken.

Im (Dreibett-)Zimmer angekommen versuchte ich mich so wenig wie möglich zu bewegen, denn ich malte mir die schlimmsten Dinge aus, was sonst mit dem Schlauch passiert, der aus meinem Bauch hing. So dämmerte ich nur ein bisschen, bis um 6 Uhr am Morgen der Radau auf der Station anfing.

Weiter geht´s demnächst mit dem Post Eileiterschwangerschaft - Teil 2.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Alles ist planbar...

So dachte ich Planungsfreak zumindest früher immer. Also lag mein Fokus auf "Karriere machen". Ich brachte zunächst eine Berufsausbildung sowie zwei Studienabschlüsse hinter mich und wollte danach im Berufsleben Fuß fassen, vorankommen, mich etablieren. Das Thema Kinder würde auch später noch Zeit finden. Einfach den passenden Zeitpunkt abwarten, loslegen, Kinder bekommen und weiter geht´s im Karriere-Karussell.

Nachdem ich mich mit Mitte zwanzig als Single wiederfand, kamen mir schon öfter die Gedanken, dass Karriere nicht alles ist und nur eine Familie zur Vervollständigung des Lebens führen würde. Aber ohne passenden Mann - keine Kinder (zumindest nicht in meinem Weltbild).

Irgendwann lernte ich meinen Mann kennen und die Welt war wieder im Gleichgewicht. Dass wir Kinder wollen war von vornherein klar, dass wir wunderbar zusammen passen auch und so folgte im März 2012 unsere Hochzeit. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon schwanger, was wir aber nicht wussten.

Aber langsam... 

Irgendwann Ende 2011 hatten wir beschlossen die Pille abzusetzen, der Zeitpunkt erschien uns beiden günstig, wir waren im Leben angekommen. Nach Recherchen im Internet und Erfahrungsberichten von Freunden war uns klar, dass nach langjährigem Hormonkonsum eine Schwangerschaft nicht so schnell gelingen würde. So gingen wir ganz relaxt und ohne Druck an das Thema heran.

Mehr dazu im nächsten Post.