Das zweite Trimester verlief im Vergleich zum ersten komplikationslos. In den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen stellte Frau Dr. L. fest, dass sich unser Kind vorbildlich entwickelte. Gegen Ende des Jahres 2013 fragte sie mich, ob ich denn schon Tritte spüre. Ich war der Meinung, dass das nicht der Fall gewesen sei. Später stellte sich aber heraus, dass ich diese irrtümlich für Blähungen gehalten hatte, dabei handelte es sich um die Agilität unseres Kindes. Aber woher soll man denn auch bitte wissen, wie sich so zarte Tritte anfühlen? Frau Dr. L. beschrieb es als Gefühl, wie das Flattern von Schmetterlingen. Das konnte ich damals jedoch nicht bestätigen.
In der 19. SSW war endlich der Zeitpunkt gekommen, zu dem wir das Geschlecht unseres Kindes erfahren wollten. Meine Ärztin war ohnehin immer etwas kurz angebunden und der Ultraschall diesmal wieder schneller vorbei, als gedacht. Während des Anziehens nutzte ich eine ruhige Minute, um zu fragen, was es denn nun werde. Sie meinte nur, danach habe sie nicht geschaut. Na bravo, ich war echt enttäuscht. Der zweite Punkt auf meiner Agenda für diesen Tag war das Thema Zweittrimesterscreening. Ich hatte mich im Vorfeld intensiv damit auseinander gesetzt und wusste von einer Freundin, dass man es normalerweise privat bezahlen müsste, es sei denn man bekäme von seinem Gynäkologen einen Überweisung, dann übernehme es die Krankenkasse.
Da mir Frau Dr. L. immer wohl gesonnen war und aus meiner Sicht mit den Komplikationen im ersten Trimester ein hinreichender Anlass für das Screening vorlag, war ich frohen Mutes und fragte nach einer Überweisung. Ich hatte aber einen schlechten Tag erwischt und bekam eine pompte Abfuhr. Alle Versuche mittels Argumenten zu überzeugen fruchteten nicht und so ging ich einigermaßen aufgebracht wieder heim.
Ich erkundigte mich nochmal, wie es bei meiner Freundin gelaufen war und entschied einen zweiten Arzt (Herr Dr. V.) zu konsultieren. Dank guter Beziehungen zu seiner Sprechstundenhilfe bekam ich kurzfristig einen Termin. Der Arzt konnte meine Argumente nachvollziehen und nach einer ausführlichen Untersuchung hatte ich nicht nur den Überweisungsschein in der Hand, sondern kannte auch das Geschlecht.
Wir bekämen also ein Mädchen, ganz ohne Zweifel.
Zu meinem nächsten Besuch bei Frau Dr. L. stellte sich heraus, warum sie nur noch so halbherzig bei der Sache gewesen war. Sie ging Mitte Januar in den Ruhestand und übergab die Praxis an eine jüngere Kollegin. Wir kamen zwar immer gut miteinander aus und schwatzten über Urlaube, Literatur etc., aber ich war trotzdem froh, dass sich die neue Ärztin Frau Dr. S, deutlich intensiver um mich und die Schwangerschaft kümmerte.
Bei ihr fühlte ich mich bestens aufgehoben und bin im Nachhinein froh, dass es so gekommen ist. Ansonsten hätte ich mir bestimmt Vorwürfe gemacht, ob die Totgeburt vielleicht mit besserer Vorsorge hätte verhindert werden können. Ich kann jedem nur raten, den Arzt zu wechseln, wenn sich das Gefühl einschleicht nicht gut betreut zu werden.
Wir ließen im Übrigen sämtliche Zusatztests auf Toxoplasmose u.a. machen. Die bezahlten wir zwar alle privat, das war es uns aber Wert und wir waren stets froh wenn es wieder hieß es sei alles in bester Ordnung. Nur Eisen und Magnesium musste ich nach einiger Zeit der Schwangerschaft zuführen, da ich davon zu wenig hatte. Das ist aber völlig normal.
Das hart erkämpfte zweite Screening stand am 10.1.2014 an. Wir waren wieder in der Universitätsklinik und warteten diesmal Stunden lang, trotz Termins, bis wir endlich an der Reihe waren. Im Untersuchungsraum mussten wir auch noch Musik von Reinhard Mey ertragen, weil der behandelnde Arzt ihn so gern mochte und sogar mitsummte. Er war aber locker drauf, wir auch und am Ende lautete die Diagnose "alles in Ordnung". Die Organe sahen gut aus und waren normal entwickelt. Henriette hatte aber scheinbar genug von den Ultraschallwellen und so versteckte sie ihr Gesicht immer hinter einem Arm, wenn der Arzt ein schönes Bild für uns machen wollte. Auf Bilder waren wir aber sowieso nicht so erpicht, in 3D oder farbig schon gleich gar nicht. Wir freuten uns vielmehr unser Kind bald "live" in den Armen halten zu können.
Ab Ende Februar sah man mir die Schwangerschaft dann auch etwas deutlicher an. Bis dahin hielt sich das alles noch sehr in Grenzen. Nun passten mir aber einige Hosen nicht mehr und ich musste Anfang März immer mal eine Umstandshose tragen, da mir alles andere zu unbequem wurde.
Teilweise hatte ich leichte Kreislaufbeschwerden und Hitzewallungen. Da es auf Arbeit zu der Zeit recht ruhig war, konnte ich meine Füße unterm Schreibtisch auch mal hochlegen und das Fenster, dank Einzelbüro, trotz winterlicher Temperaturen öffnen. So war es alles in allem entspannt. Ich zählte trotzdem die Tage bis ich endlich daheim bleiben und mich um die ganzen Besorgungen für die Erstausstattung kümmern könnte. Am 25.3. sollte mein letzter Arbeitstag sein. Den 26. und 27. noch mit einem Seminar um die Runden bringen und ab 28. Urlaub mit anschließender Mutterschutzfrist. So war der Plan. Wie immer bei mir alles durchgetimt und aufeinander abgestimmt.
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