Eine Woche nach der Entbindung stand ein zweitägiges Seminar im Rahmen des besagten Förderprogramms an. Und da mein Karriereherz trotz des ganzen Übels im Vorjahr kräftig weiter schlug und ich es als Chance für Abwechslung sah, trabte ich dort halb verheult und wohlgemerkt in meiner Freizeit an.
Eine starke Frau lässt sich halt nicht unterkriegen. Dafür bekam ich prompt den nächsten Nackenschlag. Einige Tage später steckte mir eine gaaanz liebe Kollegin, dass es dem Oberboss aufgestoßen sei. Zum Seminar könne ich kommen, ansonsten melde ich mich aber nicht und überhaupt, wie gehe es denn weiter, wann wollte ich mal wieder arbeiten kommen.
Hallo, hallo, haaaallo... Der hat wohl den letzten Schuss nicht gehört oder was? [Entschuldigt bitte die derbe Ausdrucksweise, aber wenn ich daran denke läuft mir direkt wieder die Galle über.] Ich hatte ihm gegenüber immer mit offenen Karten gespielt und jetzt wird blöde getan, weil ich die Mutterschutzfrist in Anspruch nehme...
Treubrav wie ich bin, denn er ist nun einmal der Oberboss, wartete ich noch ein paar Tage, damit nicht auffiel von wem ich den Tipp hatte und vereinbarte einen Gesprächstermin mit ihm. Das Gespräch lässt sich recht kurz zusammenfassen:
blablabla
Oberboss: "Wann planen Sie wieder zu kommen?"
Ich: " Ich befinde mich gerade in der gesetzlichen Mutterschutzfrist. Wenn die vorbei ist, komme ich im Juli wieder." [Ich hoffte, damit hatte er gerafft was hier Phase ist.]
blablabla
Oberboss: "Also wenn sie weiterhin mit dem Kinderthema planen, dann sollten sie es aber zeitnah tun."
Ich: [SCHLUCK] "Ja, ok."
blablabla und tschüss
Ich spare mir meinen Gedanken zu dem Gespräch hier zu kommentieren. Ich denke jeder (halbwegs empathische Mensch) kann sich vorstellen in welche Richtung die gingen. Der Oberboss und ich hatten schon ein paar Begegnungen der besonderen Art, aber das setzte dem ganzen die Krone auf.
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Im Juli 2014, nach Ablauf der Mutterschutzfrist stieg ich wieder ins Arbeitsleben ein. Im Vorfeld gab es eine Abstimmung mit dem Personalbereich und ich war ob der zielführenden Vorschläge für den weiteren Verlaug des Förderprogramms sehr überrascht. Das hing wahrscheinlich damit zusammen, dass sich diesmal nicht die Chefin persönlich darum kümmerte.
Eine neue/angepasste Vereinbarung sollte ich in absehbarer Zeit bekommen.
Nach mehrmaligen Quengeln bei verschiedenen Stellen sollte es im Juni 2015 (!) dann auch endlich soweit sein. Mittlerweile hatte ich übrigens schon den dritten "Ausbildungsabschnitt" angetreten. Ich wies bei dem ganzen Prozedere immer darauf hin, dass bitte auch die bereits absolvierten Bereiche in der Vereinbarung berücksichtigt werden sollen. "Na klar, kein Problem, das ist doch selbstverständlich." hieß es immer.
Nun, die Vereinbarung, die ich vor einigen Wochen vorgelegt bekam, enthielt diese natürlich. NICHT. Ich merkte das an und daraufhin hieß es "Ja, so sei es vorbereitet gewesen, aber der Vorstand (Boss und Oberboss) unterschreibe nichts Rückwirkendes.
[Aha, nee klar, das merkt ihr jetzt schon.] Ich kochte innerlich fast über. Meine Stimmung sank, der Tonfall wurde rauer, aber das kennt die Personalleiterin (eine Schande, dass ich sie so betiteln muss) von mir schon. So versuchte sie abzuwiegeln mit dem Hinweis, alles (was auch immer das ist) zur Ausbildung sei in der Personalakte dokumentiert und ich müsse ihr [ausgerechnet] da einfach mal vertrauen, dann natürlich geht das alles nicht verloren.
Dabei blieb mir, zum Glück nur fast, die Spucke weg. [Ich soll vertrauen, ausgerechnet ihr?] Und eine schnippische Bemerkung ließ sich beim besten Willen nicht zurückhalten.
Ich unterschrieb erstmal nix und sackte das Papier an.
Um die Wogen zu glätten, versuchte die Hexe mir noch Honig um den Mund zu schmieren "wie gut ich doch aussehe und ich schiene mich nach dem letzten Jahr wieder prima erholt zu haben... Wir hätten uns ja bis jetzt etwas aus den Augen verloren..."
[Eine Frechheit] Ich sah zu, dass ich Land gewann und wegkam.
Muss ich mir sowas wirklich bieten lassen? Es ist unglaublich, wie mit Mitarbeitern, die stets loyal und leistungsbewusst agieren, umgegangen wird. Und das ist leider überhaupt kein Einzelfall bei uns im Unternehmen. Diesmal habe ich es live mit erlebt und mittlerweile den Glauben an ein Quäntchen Gutes bei einigen Personen vollends verloren.
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